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Das international gültige
Blindenschrift-Alphabet wurde im Jahre 1829 von
Louis Braille (04.01.1809 - 06.01.1852) geschaffen.
Braille war Blindenlehrer und selbst blind. Für seine
137 6-Punkt-Schrift diente ihm die 12-Punkt-Schrift des
Offiziers Charles Barbier (1767 - 1841), eine
"Nachtschrift" für militärische Zwecke, als
Vorlage.
Mit dieser Art von Punktschrift, bei der jeweils 3
Punkte nebeneinander zu einem "Buchstaben" mit 6
möglichen Punkten angeordnet werden, lassen sich bis zu 63
verschiedene Zeichen darstellen (a = Punkt 1, b = Punkte 1 + 2, c =
Punkte 1 + 4, d = Punkte 1, 4 + 5 usw.). Die erhabenen Punkte eines
Zeichens stehen dabei so dicht beieinander, dass Sie mit dem Finger
als Ganzes ertastet werden können.
Die Punkte sind wie folgt angeordnet:
Punkt 1 • • Punkt 4
Punkt 2 • • Punkt 5
Punkt 3 • • Punkt 6
Um auch umfangreiche Texte schnell erfassen zu
können, wurde die Blindenkurzschrift geschaffen. Diese
beinhaltet viele Abkürzungen für Lautgruppen, Silben und
ganze Wörter (ähnlich der Stenografie). Diese Kurzschrift
ist in jeder Sprache anders, da hier jeweils die häufigsten
Wörter und Lautgruppen einer Sprache gekürzt werden. Dabei
folgt die Kurzschrift einem recht umfangreichen Regelwerk. Wenn
Braille-Texte ohne besonderen Hinweis herausgegeben werden, kann man
davon ausgehen, daß es sich um Kurzschrift handelt.
Nicht alle Blinden beherrschen die Kurzschrift.
Für sie ist nach wie vor die sog. Vollschrift im Gebrauch,
bei der es nur für wenige Lautgruppen Abkürzungen gibt.
Als Grundlage für die Voll- und Kurzschrift dient die sog.
Basisschrift, bei der für jedes Zeichen
aus dem Alphabet ein Äquivalent in Blindenschrift steht. Im
Basis-System sind außerdem besondere Darstellungsformen wie
Groß-/Kleinschreibung, Zahlen, mathematische Ausdrücke usw.
enthalten.
Darüber hinaus gibt es noch das sog.
Computerbraille oder DIN-Braille, das
aus 8 Punkten pro Zeichen besteht. Dadurch lassen sich alle 256
Zeichen des ANSI-Zeichensatzes unter Windows darstellen. Die Zuordnung
zwischen Zeichencodes und Punktkombinationen wird in der DIN-Norm 32
982 "8-Punkt-Brailleschrift für die
Informationsverarbeitung" festgelegt.
Die Blindenschrift kann mit Brailledruckern oder Braillezeilen am PC
ausgegeben werden. Auf Braillezeilen werden mit den Punkten 7 und 8
häufig auch Zeichenattribute wie
Groß-/Kleinschreibung oder Fettschrift und Unterstreichungen
angezeigt.
Wenn Sie ein Dokument mit RTFC in Blindenschrift
umwandeln und in einem herkömmlichen Editor betrachten, sehen Sie
nicht die Zeichen, die ein blinder Leser auf einer Braillezeile oder
einem Punktschriftbogen ertastet. Dazu müssen die Zeichen
zunächst noch in die jeweilige Punktkombination gewandelt werden.
Der integrierte Druckertreiber von RTFC ermöglicht die
Ansteuerung der meisten auf dem Markt befindlichen Brailledrucker
unter Windows.
Es gibt TrueType-Fonts, mit denen Blindenschrift am
Bildschirm simuliert werden kann. Allein die Verwendung einer solchen
Schriftart macht aber noch keine Blindenschrift. Das liegt daran, dass
bereits in der Basisschrift zahlreiche Umformungen vorgenommen werden,
um mit nur 63 möglichen Zeichen möglichst viel darstellen zu
können.
138 Weitere allgemeine Informationen dazu,
wie RTFC Texte in Blindenschrift umwandelt, finden Sie im Internet
unter:
Erstellt: 01.12.2010 19:00 Aktualisiert: 28.08.2023 08:00
Autor: Dipl.-Ing. (FH) W. Hubert Copyright © 2023 RTFC Service |