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Forschungsprojekt Blindenkurzschrift-Rückübersetzung
Index
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3 Nutzen der
Kurzschrift-Rückübersetzung
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Durch die Kurzschrift als Kulturtechnik der Blinden
entsteht ein Kommunikationsbruch zwischen Sehenden und Blinden. Man
könnte sogar sagen, dass die Blindenkurzschrift Sehende
ausgrenzt, da sie Texte, die von Blinden verfasst wurden, nicht lesen
können. Dies ist besonders relevant in Schulen und an
Arbeitsplätzen, an denen Sehende und Blinde gemeinsam lernen und
arbeiten.
Folgende Anwendungsgebiete verdeutlichen die Notwendigkeit für
die Rückübersetzung:
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Ohne Rückübersetzung sind Blinde gezwungen, Texte
entweder direkt in 8-Punkt-Computerbraille (entspricht der
Normalschrift) einzugeben oder Kurzschrift-Texte von Hand in
Normalschrift zu übertragen.
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In der inklusiven Beschulung blinder
Schüler an Regelschulen ist die
Rückübersetzung für die Kommunikation zwischen
Lehrer und Schüler unbedingt notwendig. Wie sollten Lehrer
sonst in der Lage sein, Texte zu lesen, die von Blinden in
Kurzschrift verfasst wurden? Dies gilt auch für den
Hochschulbereich und andre Bildungseinrichtungen.
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In Szenarien, in denen blinde Mitarbeiter eines
Unternehmens Protokolle, Konzepte usw. verfassen müssen, ist
die Rückübersetzung notwendig, um Texte für sehende
KollegInnen aufzubereiten. Dies gilt insbesondere bei Mitschriften
von Besprechungen oder Vorträgen, bei denen die Kurzschrift
das Mitschreiben aufgrund der Zeitersparnis bei der Eingabe erst
ermöglicht.
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In Systemen, die mit Sprachausgabe und Braille
arbeiten, können Kurzschrift-Texte in normaler Sprache
wiedergegeben werden. Es gibt zahlreiche "embedded
Systems" mit Braillezeile für Blinde, die hiervon
profitieren können.
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Druckereien und Verlage, die im Blindenwesen tätig sind,
verfügen oftmals über Archive von
Texten in Blindenkurzschrift, da andere
Textformen aus urheberrechtlichen Gründen problematisch sein
können. Mit der Rückübersetzung können diese
Texte wieder in Schwarzschrift gewandelt und weiterverarbeitet
werden (beispielsweise um Texte in die neue Rechtschreibung zu
überführen oder für andere Seitenformate
aufzubereiten).
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Durch die Möglichkeit, Kurzschrift-Texte automatisiert in
andere Formate wie etwa HTML umzuwandeln,
ergeben sich neue Tätigkeitsfelder für Blinde.
Beispielsweise kann die Rückübersetzung als Bestandteil
von Content Management Systemen dazu beitragen, dass blinde
Mitarbeiter Inhalte für Webseiten aufbereiten
können.
2 Problemstellung
4 Gesetzliche Grundlagen
Erstellt: 01.12.2010 17:00 Aktualisiert: 23.01.2023 08:00
Autor: Dipl.-Ing. (FH) W. Hubert
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