Max und Moritz
Jedermann im Dorfe kannte
Einen, der sich Böck benannte.
Alltagsröcke,
Sonntagsröcke,
Lange Hosen, spitze Fräcke,
Westen mit bequemen Taschen,
Warme Mäntel und Gamaschen,
Alle diese Kleidungssachen
Wusste Schneider Böck zu machen.
Oder wäre was zu
flicken,
Abzuschneiden, anzustücken,
Oder gar ein Knopf der Hose
Abgerissen oder lose,
Wie und wo und wann es sei,
Hinten, vorne, einerlei,
Alles macht der Meister Böck,
Denn das ist sein Lebenszweck.
Drum so hat in der
Gemeinde
Jedermann ihn gern zum Freunde.
Aber Max und Moritz
dachten,
Wie sie ihn verdrießlich machten.
Nämlich vor des Meisters
Hause
Floß ein Wasser mit Gebrause.
Übers Wasser führt ein
Steg,
Und darüber geht der Weg.
Max und Moritz, gar nicht
träge,
sägen heimlich mit der Säge,
Ritzeratze! voller Tücke,
In die Brücke eine, Lücke.
Als nun diese Tat vorbei,
Hört man plötzlich ein Geschrei:
"He, heraus! Du
Ziegen-Böck!
Schneider, Schneider, meck,
meck, meck!"
Alles konnte Böck ertragen,
Ohne nur ein Wort zu sagen;
Aber wenn er dies
erfuhr,
Ging's ihm wider die Natur.
Schnelle springt er mit der
Elle
Ober seines Hauses Schwelle,
Denn schon wieder ihm zum Schreck
Tönt ein lautes: "Meck, meck, meck!"
Und schon ist er auf der
Brücke,
Kracks! Die Brücke bricht
in Stücke;
Wieder tönt es: "Meck,
meck, meck!"
Plumps!
Da ist der Schneider weg!
Grad als dieses vorgekommen,
Kommt ein Gänsepaar geschwommen,
Welches Böck in Todeshast
Krampfhaft bei den Beinen fasst.
Beide Gänse in der Hand,
Flattert er auf trocknes Land.
Übrigens bei alledem
Ist so etwas nicht bequem;
Wie denn Böck von der
Geschichte
Auch das Magendrücken kriegte.
Hoch ist hier Frau Böck zu
preisen!
Denn ein heißes
Bügeleisen,
Auf den kalten Leib gebracht,
Hat es wieder gut gemacht.
Bald im Dorf hinauf,
hinunter,
Hieß es: "Böck ist wieder munter!"
Dieses war der dritte
Streich,
Doch der vierte folgt sogleich.
Zweiter Streich
Vierter Streich